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Monday, 03 June 2013 21:12

Besuch in der Pfalz - von Zaunammern, Wechselkröten und reichlich Niederschlag

Eigentlich sollte es ein verlängertes Wanderwochenende mit Biologen in der Pfalz bei Bad Bergzabern werden. Aber die Wettervorhersage mit "schauerartig verstärktem Dauerregen" (Zitat von Jörg) sollte sich, zumindest teilweise, bewahrheiten. So stellten wir uns auf wenig Wandern und viel Wein ein. Die Kamera war mit dabei ohne große Hoffnung auf sehenswerte Bilder. Die erste Überraschung gab es am Abend im wunderschönen Quartier am Rande der Weinberge. Ein mir bekanntes Trillern klang durch die geöffnete Balkontüre: Der Gesang von Wechselkröten (Bufo viridis)! Sofort stand ich auf dem Balkon um der Sache nachzugehen und schnell waren die Rufer im benachbarten Grundstück lokalisiert. Da musste ich am nächsten Tag unbedingt nachsehen...und staunte nicht schlecht, als ich den Krötentümpel entdeckte. Ein Folienteich mit ca. 6 m², randvoll mit Moderlieschen, umgeben von einer Holzbank zum Sitzen (unüberwindbar für Kröten) und an einem Ende eine hohe Mauer. Nur über zwei Steine können die Kröten in den Teich. Alles andere als naturnah, aber voll mit rufenden Wechselkröten! Die nette Nachbarin freute sich über unser Interesse an Ihren Tieren und so durften wir in der Nacht noch einmal kommen. Wir genossen über eine Stunde lang das nächtliche Schauspiel und Ottmar assistierte mir mit der Taschenlampe, so dass ich wenigstens ein paar Aufnahmen mit Blitz und dem Makro machen konnte.

Bereits vor dem Kurzurlaub freute ich mich auf ein besonderes Highlight: Die Zaunammervorkommen (Emberiza cirlus) in der von uns besuchten Region. Jörg (der mit dem Regen-Zitat) gab mir vorab Tipps, wo ich die Tiere finden konnte: "Mit Glück hast Du ne Zaunammer direkt hinterm Haus oder im Garten". Ganz so war es nicht, ich musste gut 250m laufen, um das erste singende Männchen am Wegesrand zu entdecken. Was für ein wunderschönen Vogel - ein absolutes Highlight! So nutzte ich die wenigen Regenlücken zwischen unseren anderen Aktivitäten um das ein oder andere brauchbare Foto zu machen. Mehr als 1,5 h konnte ich aber in der Summe nicht fotografieren, so dass ich unbedingt einmal wieder kommen muss.

Besonders schön war auch der Spaziergang auf die Burg Trifels. Der Kinderwagen ließ sich kaum durch den Matsch auf die Burg schieben, das ganze bei kühlen Temperaturen, Regen und Windstärke 10 in Böen. Auf dem Turmdach hatte ich meine liebe Mühe, verwacklungsfrei die Kamera zu halten, so bließ es über die Mauern. Aber der Blick auf die wolkenverhangenen Wälder der Pfalz mit ihren Buntsandsteinfelsen war durchaus eindrucksvoll.

So hatten wir trotz dem vielen Regen sehr schöne und erholsame Tage bei Wein, gutem Essen, einem spannenden Pokalfinale und natürlich tollen Arten und Landschaften.

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Reichsburg Trifels bei Annweiler - Wolken, Regen und böiger Wind ziehen um die Gemäuer.

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Vom Dach des Burgfrieds geht der Blick hinüber zum Rehbergturm.

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Blick auf den Asselstein mit seinen bis zu 60m hohen Wänden.

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Wechselkröte im Gartenteich.

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Versteckt zwischen einer Teichrosen-Zuchtform.

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Wenig scheu waren die Männchen auf der Suche nach einer Partnerin.

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Dank Klappdisplay waren Portraits auf Augenhöhe möglich. Fast hätte ich die Kamera versenkt.

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Wechselkröten sind wunderschöne Tiere.

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Männchen des Hänflings bzw. Bluthänflings (Carduelis cannabina) im Weinberg.

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Ein Zaunammer-Männchen (Emberiza cirlus) auf seiner Singwarte.
Die Zaunammer ist in Deutschland stark gefährdet (RL 2).
Der Bestand in Rheinland-Pfalz beläuft sich auf ca. 200 Brutpaare.

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Häufig sitzen die Tiere auf den Pfosten oder Drähten der Rebanlagen.

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Die Männchen der Zaunammer haben eine wunderschöne Gefiederzeichnung.

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Der auffällige Ruf, der stellenweise an die bei uns häufigere Goldammer erinnert,
begleitete uns bei Spaziergängen durch die Weinberge.

Tuesday, 28 May 2013 22:45

1000-jährige Eiche

Ich habe ja, wie man häufig auch an meinen Bildern im Blog sieht, einen Faible für alte Bäume. Kürzlich bin ich wieder einmal an einem dieser Methusalems vorbei gekommen. Die Lenzeiche steht bei Sichertshausen, ein Ortsteil von Niederstetten im Main-Tauber-Kreis. Hier steht auf dem freien Felde eine beeindruckende Eiche, die vielleicht keine 1000 Jahre auf dem Buckel hat, aber sicherlich ein paar hundert. Der Stammumfang von über 6,5 m ist beeindruckend, aber besonders schön ist die weit ausladende Wuchsform, so dass die Äste gestützt werden mussten. Dies findet man häufiger bei alten Linden, Eichen in dieser Form sind eher selten. Ein wunderbarer Baum...

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Die weit ausladene Krone, deren Duchmesser sicherlich 20-30m hat, ist beeindruckend.
Nur mit Holzstützen ist ein
Abbrechen der Äste zu verhindern. Leider ähnelt der Unterwuchs
einem gut gepflegten englischen Rasen, was nicht so wirklich ins Bild passen will. 

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Der Stammumfang soll über 6,5 m betragen.

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Die Rinde wie eine alte Haut...

Thursday, 23 May 2013 21:53

Einbeere

Recht unscheinbar blüht sie zurzeit, die Einbeere (Paris quadrifolia). Macht man sich die Mühe diese Giftpflanze einmal aus der Nähe zu betrachten, dann fällt die durchaus interessante und sehenwerte Blüte auf: Die abstehenden Kelch- und Staubblätter verleihen der Blüte ein kronenartiges Aussehen. Glück, wenn dann noch ein "Besucher" auf einem Kelchblatt sitzt.

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Einbeere (Paris quadrifolia)

Sunday, 19 May 2013 21:14

Der ewige Kreislauf

Nur noch in wenigen Wäldern in Deutschland kann man ihn beobachten: Den ewigen Kreislauf. Ein Baum darf sein natürliches Lebensende erreichen, erst stehend, dann liegend als Totholz das Leben im Wald berreichern um dann langsam aber sicher zu "verschwinden" - bis ein Spross einen neuen Baum entstehen lässt. Mich freut es immer wieder in Wälder oder in kleine Bereiche in den Wald zu kommen, wo mehrere hundert Jahre alte Bäume stehen und stehen dürfen. Häufig denke ich mir: Was hat dieser Baum in seinen 500 Jahren schon alles "erlebt und gesehen"??? Leider ist in vielen Wäldern kein Platz mehr für solch alte Bäume. Der Hieb setzt lang vor dem natürlichen Ende ein da der Wert eines Baumes hoch ist. Ganz absurde Blüten treibt inzwischen die Verkehrssicherungspflicht: Alles was den Mensch, und sei es in noch so abstrakten Visionen, gefährden könnte, muss gefällt und geräumt werden. Dies hat schon dem ein oder anderen Altbaum am Wegesrand das "Leben" gekostet.

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Rotbuchen in allen Stadien: Während die eine noch austreibt steht die andere mit
Pilzkonsolen und Spechtlöchern übersät und
wartet auf den Zerfall. 

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Nur ein paar Schritte weiter. Im Hintergrund die selben Bäume.
Vorne ein mächtiger Stamm, von Moosen und mit einem großen
Polster des Wald-Sauerklees überzogen.

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Pilze sind in diesem System von Wachsen und Zersetzen unabdingbare Helfer.

Saturday, 18 May 2013 20:21

Ein wunderschöner Morgen

Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, dass ich am frühen Morgen mit der Kamera unterwegs war. Heute früh hat es endlich mal geklappt, ich hatte Zeit und das Wetter war gut. Zwar war der Himmel um 05:30 Uhr noch wolkig und das Thermometer zeigte 9°C, doch schon eine Stunde später zeigten sich immer mehr Lücken und die Sonne kam durch. Eigentlich wollte ich Amphibien fotografieren und es begrüßte mich auch ein schönes Wasserfroschkonzert, aber die Frösche waren wenig kooperativ und so saß ich am Ufer einer der Tümpel im Wald und genoß es einfach draußen zu sein. Kuckuck und Zilpzalp lieferten die entsprechende Klangkulisse. Über mir in den Zweigen hasste eine Misteldrossel lautstark einen Mäusebussard an, der sich irgendwann zum Abflug überreden ließ. Dann strich tief ein Wespenbussard über die Lichtung, das Tele natürlich im Rucksack. Als ich mich gegen 08:30 Uhr auf den Heimweg machen wollte entdeckte ich den ersten schlüpfenden Vierfleck. Schnell nochmal die Kamera mit dem Makro ausgepackt und ein paar verschiedene Perspektiven ausprobiert. Der Morgen war perfekt...

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Ein Vierfleck (Libellula quadrimaculata) ist geschlüpft. Die braunen Tiere sind in den Binsen und Seggen
gar nicht so einfach zu entdecken. Unten am Halm sieht man noch die Exuvie, die Hülle der Larve.

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Portraits sind problemlos möglich, da das Tier direkt nach dem Schlupf noch nicht flugfähig ist. 

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Auch von der Seite zeigt sich die ganze Schönheit dieser Libellenart.

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Dank Klappdisplay, kleiner Kamera und stabilisiertem Sensor wagt man auch den etwas anderen Blick. Hier aus ca. 75 cm vom Boden aus
durch die Binsen hoch in den Himmel. Die namensgebenden "Flecken" im Bereich der Queradern der Flügel (der dunkle Fleck
am oberen Flügelrand zwischen Flügelbasis und Flügelspitze) sind sehr gut zu erkennen.